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Frieden schaffen

Frieden schaffen
Veröffentlicht von Joachim Thieme-Hachmann am Fr., 3. Mär. 2023 12:49 Uhr
Geistliches Wort

Ein Jahr Krieg in der Ukraine - ein trauriger Jahrestag.

In diesen Tagen prallen die verschiedenen Positionen aufeinander: Befürworter einer noch weitgehenderen Unterstützung der Ukraine, andere, die Waffenlieferungen ablehnen und auf einen baldigen Waffenstillstand drängen. Kaum möglich, sich nicht auch selbst zu positionieren.

Es gibt Jesus-Worte, die scheinen eindeutig:

"Selig sind die Friedfertigen", heißt es in der Bergpredigt. Und mit dem Satz "Wer zum Schwert greift, der wird durch das Schwert umkommen" weist er auf die schmerzhafte Logik von Kampfhandlungen hin, die manchmal in Vergessenheit zu geraten droht. Mit dem Gebot der Feindesliebe hat die frühere Bischöfin Margot Käßmann ihre Unterschrift unter das "Manifest für den Frieden" begründet.

Weder der Glaube noch die Kirche können eindeutige Anweisungen geben, wie eine politische Entscheidung auszusehen hat. Und die Jesusworte von damals sind nicht unmittelbar zu uns Heutigen gesprochen. Aber sie können helfen, sich über Grundorientierungen klar zu werden, die das Gewissen leiten.

Zu Beginn der Passionszeit hat die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche, Annette Kurschus, darauf hingewiesen, dass im Zentrum des christlichen Glaubens ein leidender Mensch steht: Jesus Christus.

Diese Perspektive hat in meinen Augen allerdings konkrete Konsequenzen:

1. Maßstab jeder politischen Entscheidung muss der unendliche Wert des einzelnen Menschenlebens sein. Entscheider und Machthaber müssen sich befragen lassen, welche Opfer ihre Politik fordert. Kampfhandlungen und das Drohen mit Waffen setzen eine gefährliche Dynamik in Gang, in der der einzelne Mensch nicht mehr zählt. 

2. Wer sich für Opfer einsetzt, der möchte den Angegriffenen beistehen. Im Blick auf die Ukraine gibt es dazu keine Alternative.

3. Wer den Frieden will und auf das Leiden von Menschen blickt - und das sind die Menschen in der Ukraine ebenso wie die zum Krieg gepressten russischen Soldaten und die Menschen, die weltweit unter den Folgen dieses Krieges leiden -, der muss bereit sein, selbst mit den Teufel zu verhandeln.

Annette Kurschus warnt davor, in ein Freund-Feind-Schema zu verfallen, z. B. billige antirussische Ressentiments zu pflegen oder Gegner je nachdem als Kriegstreiber, Putinversteher, Lumpenpazifisten zu diffamieren.

4. Wer den aktuellen Konflikt zum Kampf der Systeme überhöht, der missbraucht die Menschen, die dort leiden, für seine Ideologie.

5. Wer die angegriffene Ukraine mit Waffenlieferungen unterstützt, hat damit auch eine Mitverantwortung für das, was dort geschieht, so der Philosoph Jürgen Habermas.

Auch wenn derzeit kein realistischer Weg zum Frieden sichtbar ist, bleibt es doch Aufgabe der Christ:innen und der Kirche, den Blick für die Wirklichkeit Gottes, für Wege zum Frieden freizuhalten:

„Richte unsere Füße auf den Weg des Friedens“.

Joachim Thieme-Hachmann, Pastor